LT-FREUNDE IG.

Hallo an die Schraubergemeinde,
habe im Ausgleichsbehälter einen Riss gefunden, aus dem auch schon Flüssigkeit ausgetreten ist. Konnte die Erstversorgung mit einem Lötkolben vornehmen, ganz dicht ist das aber noch nicht geworden.
Auf dem Behälter ist die Kunststoff-Bezeichnung GPO ersichtlich. Habe bisher keinen Hersteller oder Lieferanten für Schweißdrähte aus GPO und auch keine Schweißtemperatur dafür gefunden.
Für Hinweise und / oder Reparaturtipps wäre ich sehr dankbar, evt. auch Quellen für Ersatzteilbezug.
Grüße, Dietmar

Hallo Dietmar,

GPO ist der Herstellercode. Der Behälter ist aus einem PP/PE-Compound und mit PP Stäben schweißbar.
Die kann man sich auch selbst aus PP-Gegenständen (Küchenutensilien zB.) selbst fertigen.

Gruß,
Tiemo

Hallo Tiemo,
vielen Dank für deine schnelle und erfreuliche Antwort, das macht es natürlich einfacher!
Ich bin immer wieder fasziniert von deinen umfassenden Kenntnissen zu allem, was mit dem LT zu tun hat
und bin sehr dankbar, dass du das so bereitwillig mit der LT-Gemeinde teilst!
Ist das Thema der Rissneigung am Behälter eigentlich eine LT-Krankheit oder einfach dem Alter geschuldet?
Der ursprüngliche Behälter hatte auch einen Riss und war undicht geworden.
Grüße, Dietmar

Hallo DIetmar,

ich würde sagen, LT-Krankheit. Natürlich steigt die Neigung zu Krankheiten im Alter.
Der Riss bildet sich ja meist zwischen dem Gewindeflansch für den Füllstandssensor und dem Gewindeflansch für den Einfülldeckel. Da spielen vermutlich neben der Abweichung von der idealen Druckkesselgeometrie noch Spannungen, die durch das Anziehen der Gewinde ins Material kommen, eine Rolle. Solche Deckel und Sensoren werden ja gerne mal viel zu fest angezogen, weil das zB. mit dem Riesenschlüssel für den Sensor-6-Kant ja auch leicht geht. Daher rate ich immer, nur handfest ohne Werkzeug anzuziehen und auch den Einfülldeckel nur mäßig festzuschrauben. Bei Leckage dann leicht nachsetzen.

Gruß,
Tiemo

Hallo Tiemo und alle anderen LT-(Leidens)Genossen, ich habe das jetzt mal mit PE und Heißluftfön bei (angezeigten) ca. 280 Grad probiert, das Zeug geht keine Bindung ein. Habe dann von den Klammerüberständen mal einen als Schweißmaterial abgesägt, praktisch die gleiche Wirkung.
Dann mal die Temperatur(Anzeige) auf ca. 300 Grad hochgestellt, keine Verbesserung festgestellt.
Habe mit einem Schraubenzieher versucht, das zähflüssige Zeug zu mischen, traue aber dem Ergebnis nicht wirklich.
Bekommt man den Behälter noch irgendwo
als Ersatzteil? Bei kfzteile24 z.B. gibt’s den nicht.
Kann man auf ein anderes Ersatzteil eines anderen Fahrzeugs ausweichen?
Grüße Dietmar

Hallo Dietmar,

ich antworte noch mal hier, damit der Thread nicht so zerpflückt wird.

Das mit dem Vermischen ist die richtige Methode, um eine haltbare Verbindung herzustellen. Allerdings benötigt man für den Behälter PP-Stäbe, kein PE.

Neu ist der Originalbehälter nicht zu bekommen, das ist auch hier schon ganz oft ein Thema gewesen. Aber es hatte mal ein Forianer, der viel mit Fiats macht, angeboten, aus Metall einen genau passenden Behälter zu bauen (https://bs-specialparts.eu/benzintanks.html).

Größter Knackpunkt für Verwendung eines Fremdteils ist wohl der Flansch, mit dem der Behälter direkt auf dem Kühler aufgesetzt wird, das ist LT-spezifisch.

Gruß,
Tiemo

Hallo Vorredner,
gibts neue / weitere Erfahrungswerte wie das mit dem 'Ausbessern von Rissen' mit PP draufschmelzen funktioniert hat?
Aktuell habe ich bei einem Dl Motor und dem zugehörigen Behälter (073 121 405 D) an einem gekrümmten Bereich einen Haarriss, bei welchem ab einer bestimmten Betriebstemperatur das Kühlwasser druchdrückt. Hier wollte ich mal vorsichtig dran gehen und schauen was Verbesserung bringt.

Sonst noch Tipps bzw. neue Methoden?

VG
RS

Servus RS.
zum Thema Behälter reparieren kann ich Dir nichts sagen , aber der Kühlerausgleichbehälter aus Aluminium und auch die Kühlwassserrohre in allen 3 Varianten sind seit Frühjahr erhältlich ;
https://www.bs-specialparts.eu/kuehlung-1.html
Gruß
Bernhard

danke Bernhard für den Tipp. Das hab ich im Forum bereits gelesen und das Angebot auch gesehen. Qualitätsarbeit kostet in dem Fall halt auch einen guten Preis.

GPO ist der Herstellercode. Der Behälter ist aus einem PP/PE-Compound und mit PP Stäben schweißbar.
Die kann man sich auch selbst aus PP-Gegenständen (Küchenutensilien zB.) selbst fertigen.

@tiemo: hast du konkret Erfahrungen mit PP-Aufschweißen (sei es mit PP-Stäben oder PP Gegenständen) gemacht? wenn ja magst du noch die notwendigen Kniffe veraten?

Merci! Gruß
RS

Hallo RS!

@tiemo: hast du konkret Erfahrungen mit PP-Aufschweißen (sei es mit PP-Stäben oder PP Gegenständen) gemacht? wenn ja magst du noch die notwendigen Kniffe veraten?

Ja, ich habe schon viele Kunststoffteile wieder geschweißt.
Kniffe:
Teil muss sauber und trocken sein
Teil (PP) auf ca. 100°C vorwärmen (Backofen, aber ständige Kontrolle, viele Thermostate sind sehr ungenau, hab mir auch schon Teile versaut auf die Art)
Teile aus Nicht-PP auf passende Temperatur vorheizen. Empfindlich sind PVC und PS, max. 50°C!
Teil aufspannen, damit man es stressfrei bearbeiten kann (Klebebänder, Expander, kleine Schraubzwingen)
Falls der Kunststoff an der Oberfläche angegriffen erscheint, anschleifen
Es sollte ein Brennkolben (oder Lötkolben mit alter Spitze, diese ist nicht mehr zu gebrauchen danach) vorgeheizt sein und eine passende Spitze (spatelförmig mit scharfer Kante) haben
Es sollte ein Heißluftgebläse (im folgenden HG) MIT TEMPERATURREGELUNG und einem KLEINEN DÜSENAUFSATZ (ca. 10mm) zur Verfügung stehen
Das Teil auf keinen Fall großflächig weiter erhitzen, da es sich verziehen würde

Bei geregeltem Lötkolben ca. 250°C einstellen
Mit dem Lötkolben die Rissränder im Zickzack ineinander überführen (bei Gehäuseteilen auf der Innenseite arbeiten)
Falls nicht mit Zusatzmaterial gearbeitet werden kann / soll, Oberfläche glätten durch Verstreichen mit dem Kolben, sonst rauh lassen
Für PP ca. 500°C Lufttemperatur am HG einstellen
Sonst mit dem HG und der kleinen Düse Zusatzmaterial und Baustelle gemeinsam erwärmen, dabei das Zusatzmaterial stärker bearbeiten, sodass es abschmilzt und die Baustellenränder benetzt
Bei kleinem oder mit Kolben vorgearbeitetem Defekt großflächig bedecken
Bei Rissen mit offenen Rändern von den Rändern aus den Riß an mehreren Stellen überbrücken, bis die verbleibenden Öffnungen ohne Durchsacken gefüllt werden können
Material an der Defektstelle möglichst durch flächiges Benetzen verstärken, der alte Riss ist auch weiterhin eine Schwachstelle
Gegebenenfalls Pausen einlegen, um bereits abgelegtes Zusatzmaterial fest werden zu lassen

Zu weiteren Informationen ruhig auch mal in Youtube schauen, etwa unter "Plastikteile reparieren"

Gruß,
Tiemo

Hallo Thiemo,

danke für die ausführliche Erklärung.