3D Druck

Was hier steht sollte mit keinem der anderen Themen zu tun haben: also nichts zum LT, nichts zu Treffen oder Urlauben, nichts zum Forum ... hier wird halt über alles mögliche geklönt.

3D Druck

Beitragvon Simon37194 » Montag 2. Oktober 2017, 00:27

Hallo Freunde,
ich wurde jetzt auch schon von einigen unter Euch angesprochen was es sich mit dem 3D Druck eigentlich auf sich hat und da möchte ich die Gemeinde anhand eines Beispiels teilhaben lassen.

Mein LT 31 war im ersten Leben ein Krankenwagen und so ist natürlich einiges an extra Schaltern und einige Meter zusätzlicher Kabel verlegt wurden. Nachdem die von "Strobel" verbaute Schaltereinheit Anfang des Jahres in Frankreich abgefallen ist kamen diese nun teilweise zum Vorschein.
_Cockpit_vorher.jpg
_Cockpit_vorher.jpg (120 KiB) 11306-mal betrachtet


Da ich das nicht lange mit ansehen konnte habe ich mich unter einen Wallnussbaum gesetzt und habe eine Übergangslösung geschaffen.
_Cockpit_übergangsloesung.jpg
_Cockpit_übergangsloesung.jpg (124.46 KiB) 11306-mal betrachtet


Zu Hause angekommen habe ich mich dran gemacht um eine Endlösung zu schaffen. Das Loch im Armaturenbrett war von der Größe passend für CD und so ist folgendes Bauteil entstanden.
_CD_schacht_CAD.jpg
_CD_schacht_CAD.jpg (23.81 KiB) 11306-mal betrachtet

Hier schon fertig gedruckt
_CD_Schacht_gedruckt.jpg
_CD_Schacht_gedruckt.jpg (100.64 KiB) 11306-mal betrachtet


Eingebaut sieht es so aus.
_CD_im_Schacht.jpg
Hier ist der Schacht noch nicht komplett reingedrückt. Es war ein wenig nacharbeit erforderlich und er liegt jetzt komplett am Armaturenbrett an.
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_Cockpit_nachher.jpg
_Cockpit_nachher.jpg (96.74 KiB) 11306-mal betrachtet


Ich habe den CD-Schacht so ausgelegt das ich Ihn zweiteilig drucken konnte um unnötiges Stützmaterial zu vermeiden und somit keinen Abfall am Bauteil habe. Dadurch musste er zwar verklebt werden, aber das ist mit 2K Klebern kein Problem und sehen tut man es verbaut auch nicht mehr. Es ist so angepasst das er im Loch von alleine Klemmt und nicht mit dem Armaturenbrett verklebt werden muss. Genauso die Umrandung vom Radio.

Über das Jahr hinweg ist inzwischen einiges an gedruckten Bauteilen im LT verschwunden. z.B. Kabelführungen, Halter für einen neuen Luftschlauch der Truma, Abdeckungen, Clipse, und die gebrochenen Plastikhalterungen der seitlichen Aufstellfenster. kurz gesagt die möglichen Einsatzbereiche sind vielseitig und man kann die Teile die evtl. nicht mehr verfügbar sind oder auf dem eigenen Mist gewachsen sind relativ einfach Herstellen.

Wie funktioniert das jetzt genau?
Als erstes benötigt man immer eine druckfähige Datei des zu druckenden Objekts. Diese werden mittels CAD Software erstellt und können dann für den 3D Druck vorbereitet werden. Den Rest macht dann eigentlich schon der Drucker. Natürlich beginnt jetzt die Auswahl der Druckrichtung, des Materials und der Infill.

Bei einer geschickt gewählten Druckrichtung ist es zum einen möglich Stützmaterial zu sparen das am Ende entfernt wird und in der Tonne landet, zum anderen kann die Belastbarkeit des Bauteils in eine bestimmte Richtung optimiert werden, sofern es sich um beanspruchte Funktionsteile handelt.

Beim Material stehen heute eine kaum überschaubare Anzahl an Materialien mit den verschiedensten Eigenschaften zur Verfügung. Im KFZ Bereich am Armaturenbrett ist zum Beispiel immer darauf zu achten das es im Sommer unter direkter Sonneneinstrahlung schnell warm wird und mein beschriebener CD Schacht aus einem einfachen "PLA" (eins der gängigsten und günstigsten Materialien für den 3D Druck) bei 60 °C beginnt weich zu werden und sich unter Umständen auch verformen kann.

Woher bekomme ich solche Dateien und wo finde ich Leute die 3D Drucken können?
Viele von Euch haben entweder selber Erfahrungen mit CAD Programmen oder kennen jemanden der solche Programme nutzen kann. Heute kann dies so ziemlich jeder Konstrukteur, Architekt oder auch schon viele Leute aus dem Privaten Bereich. Diese Leute können ein einfaches Bauteil nach Skizze recht schnell auf die Beine stellen.

Einen 3D Druck Service findet man heute schon fast flächendeckend über ebay-Kleinanzeigen oder andere Plattformen. Hier gilt es natürlich seriösität zu finden. Der günstigste ist nicht immer der beste und ein Preisvergleich lohnt immer. Die Preise schwanken in diesem Bereich enorm und die Preisgestaltung ist oftmals sehr undurchsichtig. Maßgeblich beeinflusst die Layerhöhe - (die Höhe einer einzelnen Schicht)- und der Infill - (die Prozentuale Fülldichte des Bauteils)- den Preis. Je feiner die Schichten, desto besser wird die Optik des Bauteils, desto mehr steigt der Preis.

Tiefer möchte ich an dieser Stelle nicht auf die genauen Parameter der Druckeinstellungen eingehen und verweise auf die gängigen Suchmaschinen. Wenn jemand ein konkretes Problem oder Fragen hat helfe ich natürlich gerne!

Vielleicht hat noch jemand Bilder von gedruckten Teilen am LT und möchte diese hier Präsentieren?

Ich wünsche allen einen goldenen Herbst und noch ein paar schöne Tage mit eurem LT.
Gruß Simon
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Re: 3D Druck

Beitragvon Waldfahrer » Montag 2. Oktober 2017, 08:36

Servus,

eine interessante Sache wäre auch, finde ich, Giessformen für Gummilager bzw. -Teile auszudrucken.
Dazu könnte man 3D-Scans der Lager anfertigen und die Druckdateien erstellen.
Oder einfach ausmessen, allerdings weiß ich nicht wie kompliziert (oder nicht) der Umgang mit der Kostruktionssoftware ist.
Wird aber machbar sein.

Die Gießmasse etc. gibt's ja im Oltimer-Zubehörhandel.
Müßte man nur mehr die Härte wissen, bei vielen Lagern ist sie ja im Katalog angegeben, bei manchen nicht.

Gruß Josef
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Re: 3D Druck

Beitragvon Skoot » Montag 2. Oktober 2017, 10:39

Nicht schlecht! Aber wäre nicht noch etwas Energie dagewesen, das Radio mal richtig einzubauen? Das sieht ja aus wie reingeworfen...
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Re: 3D Druck

Beitragvon Kleberwurst » Montag 2. Oktober 2017, 11:39

Wie schön Simon!

Hatte ein schönes Bild vor Augen: du, unterm Walnussbaum sitzend, verträumt Brettchen schnitzend..... :grin:

Nein, Quatsch! Ein schöner Bericht von dir, vielen Dank!

Auch völligen Laien wie mir, erschließt er doch ansatzweise, wie viel man in der Richtung schon machen kann, und
wohin die Reise geht.

Ich hoffe, du hast keine Walnuss auf den Kopf bekommen, die Dinger können echt fies sein wenn sie aus größer Höhe
kommen :shock:

Und dein Radio lass mal schön so, wie DU das magst.
Ich nehme eh an, dass das nur vorübergehend war....

Ehrfürchtige Grüße,

Karo.
LT fahren, ist immer für eine Überraschung gut......auch im restlichen Leben.
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Re: 3D Druck

Beitragvon Simon37194 » Montag 2. Oktober 2017, 22:21

Hallo zusammen,

zum Glück hat keine Walnuss die Idylle zerstört und ich konnte mir beim Schnitzen viel Zeit lassen beim Träumen. Tatsächlich war es fast so wie Du Dir das vorgestellt hast. :grin:

Die Energie für das Radio war natürlich auch noch vorhanden, siehe letztes Bild. Ich musste auch hier einen Rahmen anfertigen, denn der Din-Schacht in dem das Radio sitzt wurde von irgendwem nachgearbeitet und der Rahmen war dann irgendwie hingebogen damit es passt. Die Beobachtung das es assieht wie reingeworfen ist eigentlich gar nicht weit hergeholt. Ich habe nicht nur einen neuen Rahmen für das Radio inkl. gedruckter Abdeckung die alles versteckt spendiert, sondern auch gleich noch einen neuen Schalter für den Warnblinker und anstelle des Loches ist ein Voltmeter verbaut. Das Auge fährt ja schließlich mit!

Das Anfertigen von Gießformen ist machbar. Es kann aber sein das man den Umweg über eine Silikonform gehen muss. Dann wird einfach ein Modell als Kern gedruckt und mechanisch oder chemisch geglättet. Man nimmt diesen Kern dann zum Erstellen einer Silikon Form und kann so auch mehrteilige Formen Herstellen. Wenn es nur um elastische Puffer geht können diese evtl. auch direkt gedruckt werden. Es gibt in der Materialpalette auch schon flexible Filamente mit den unterschiedlichsten Härtegraden. Hier kann man dann durch den "infill" der Bauteile noch mit der Federwirkung experimentieren. Aber das ist gerade im Bereich der Sicherheitsrelevanten Teile nicht zu empfehlen und es sollte immer ein Fachmann konsultiert werden.

Das Einscannen mit moderner Streifenlichtprojektion liefert beeindruckende Ergebnisse bei denen sogar Staubkörner auf der Oberfläche sichtbar werden können. Ist aber auch dementsprechend teuer. Wenn es sich um einfache Formen handelt und keine 100% Nachbildung erforderlich wird, dann ist der Messschieber aus Kostensicht immer die erste Wahl.

Und ganz wichtig ist bei dem Thema des 3D Scans mit anschließendem 3D Druck die Frage des Urheberrechts!! Wir sind hier ganz schnell in einer rechtlichen Grauzone und bei „billigen Plagiaten“. Was man da für sich im Keller macht interessiert ja keinen und es gibt bestimmt auch den einen oder anderen Golf 1 der mit einer gedruckten Klappe über dem Abschlepphaken durch die Gegend fährt, aber…. Dies hier nur als Hinweis am Rande.

Gruß SImon
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